wir sind viele – gegen rassismus und diskriminierung

Rassismus in Deutschland – Es geht uns Alle an!

Rassismus ist in Deutschland und weltweit nach wie vor ein tief verankertes Phänomen, das auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene wirkt und seit einigen Jahren wieder verstärkte Präsenz verzeichnet. Alltagsrassismus, Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, erschwerter Zugang zu Wohnraum, verschärfte Gesetzeslagen, z. B. in der Asylpolitik, mangelnde Repräsentation in Politik, Kultur, Medien etc. sind nur einige Beispiele. Während öffentliche rassistische und diskriminierende Äußerungen immer salonfähiger werden und in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt sind, steigen die Zahlen rassistisch motivierter Übergriffe stetig an. Die Vorfälle in Halle und Hanau, aber auch der Mord an Walter Lübcke stellen traurige Höhepunkte dieser rassistischen Gewalt dar.

Während der sowohl offen als auch subtil ausgeübte Rassismus eine zentrale Erfahrung von People of Color/Schwarze Menschen/Muslim*innen/Jüdinnen und Juden/Rom*nja und Sinti*zze /Menschen mit Migrationsgeschichte darstellt und ihr Leben stark belastet, existiert in Deutschland gleichzeitig ein stark verkürztes Rassismusverständnis. Stereotypisierung, Fremdzuschreibungen, Mikroaggressionen, Infragestellung von Kompetenzen, unerwünschte Nachfragen nach vermeintlicher Herkunft und Aussehen werden in diesem Verständnisrahmen nicht mitgedacht. Zu häufig wird Rassismus auf physische Gewalt und Beschimpfungen reduziert und an den Rand der Gesellschaft verdrängt. Institutioneller und struktureller Rassismus wird gar negiert. Es muss als gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe betrachtet werden, Rassismus auch in diesen Ausprägungen anzuerkennen, um eine grundlegende und tiefgreifende Auseinandersetzung in Deutschland voranzutreiben.

Die Arbeit von Migrant*innenorganisationen (MO) ist ein unentbehrliches Element in der Gestaltung demokratischen pluralen Zusammenlebens. Allerdings wird ihre Forderung nach „Mehr Demokratie“, „Partizipation“, „Inklusion" und „Teilhabe“ nicht immer gehört. Das hat auch der Integrationsgipfel im März 2020 gezeigt: Der Forderung von MO, Rassismus und Diskriminierung mehr Wichtigkeit beizumessen, folgte die Bundeskanzlerin mit der Einrichtung eines Kabinettsausschusses gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Vertreter*innen migrantischer Perspektiven gibt es in dem Ausschuss jedoch keine. Die Forderung nach Teilhabe bei politischen Entscheidungsprozessen und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung sowie das Recht auf Nichtdiskriminierung sind deshalb weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Bundesverbandes BV NeMO und des Projekts wir sind viele – gegen rassismus und diskriminierung.

wir sind viele – gegen rassismus und diskriminierung

Das BV NeMO-Projekt wir sind viele – gegen rassismus und diskriminierung griff die bestehenden kritischen Auseinandersetzungen gegen rassistische Ausgrenzungen und Diskriminierungen vor Ort auf und versuchte, in öffentliche Debatten einzugreifen, Diskurse mitzugestalten und die Interessen von Migrant*innen/People of Color/Schwarze Menschen durch eine breite Bündnispolitik zu vertreten. 

wir sind viele – gegen rassismus und diskriminierung verfolgte drei konkrete Hauptziele. Zum einen vermitteln wir Expert*innenwissen zu Handlungs- und Umgangsstrategien im Zusammenhang mit Rassismus und Diskriminierungen. Zum anderen tragen wir im Rahmen von Bürger*innenDialoge und Fachveranstaltungen zu einem offenen Austausch in der Stadtgesellschaft bei. Darüber hinaus fördern wir den Austausch und die Vernetzung mit anderen von Diskriminierung betroffenen Initiativen/Organisationen.

Die Ziele des Projekts werden auf der Grundlage lokaler und bundesweiter Maßnahmen konkretisiert:

    •    Stärkung der Sprach- und Handlungsfähigkeit von Migrant*innenorganisationen
    •    Öffnung und Festigung von Empowerment-Räumen
    •    Entwicklung von Strategien im Umgang mit Rassismus

Folgeprojekt

Der Bedarf an niedrigschwelligen Beratungsangeboten für von Rassismus getroffene Menschen ist sehr hoch. Bei bestehenden Stellen mangelt es oft an Macht- und Rassismuskritik, Mehrsprachigkeit, Erreichbarkeit und der Diversität im Beratendenkreis. Dieses Defizit besteht in ganz Deutschland, vor allem aber im ländlichen Raum. Beratungsstrukturen müssen gestützt, professionalisiert und ausgebaut werden. weact deckt die Beratungsbedarfe von Menschen, die von Rassismus oder anderen strukturellen Diskriminierungen getroffen sind. weact baut seit 2023 community-basierte rassismuskritische Anlauf- und Beratungsstellen auf und professionalisiert diese. Das Netzwerk besteht aus 13 tragenden Organisationen, vorwiegend in kommunalen Migrant*innenorganisations-Verbünden, an elf Standorten in sechs Bundesländern. 

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